Die Blechtrommel

Günter Grass' „Die Blechtrommel“ ist ein komplexes Werk, das sich tief mit der deutschen Geschichte, insbesondere dem Erbe des Dritten Reiches, auseinandersetzt. Der Protagonist Oskar Matzerath verweigert das Erwachsenwerden und verharrt in der kindlichen Perspektive eines Dreijährigen, um die Welt der Erwachsenen, die er als verkommen und destruktiv wahrnimmt, zu verspotten und zu missachten. Mit seiner Blechtrommel, die ihm von Geburt an verheißen wurde, drückt er seinen Widerstand und seine Kritik aus, indem er gesellschaftliche Ordnungen stört – wie etwa die Naziaufmärsche, die er mit seinem Trommeln in einen Walzertanz verwandelt. Oskars Trommeln und Schreien, die Fähigkeit, Glas zersingen zu können, und seine grotesken Erlebnisse machen ihn zu einer literarischen Figur, die in ihrem Verhalten Kunst, Destruktion und Protest miteinander verknüpft.

Oskars Verweigerung des Wachstums und seine Weigerung, sich den gesellschaftlichen Normen zu unterwerfen, stehen im Zentrum des Romans. Er sieht die Welt, die von den Schrecken der beiden Weltkriege geprägt ist, als sinnlos und trostlos an. Die Gesellschaft, in die er hineingeboren wird, bietet ihm keine konstruktiven Modelle zur Entwicklung, sondern ist geprägt von Gewalt, Opportunismus und Bigotterie. Oskar reagiert auf diese Situation, indem er seine Blechtrommel und sein Geschrei als Mittel der Flucht und des Protests nutzt. Seine Destruktivität wird auch auf persönlicher Ebene sichtbar, etwa als er seine Trommelstöcke nutzt, um eine schwangere Frau zum Sturz zu bringen und so den Verlust des Kindes herbeizuführen.

Im Laufe der Geschichte zeigt sich, dass Oskar trotz seiner Weigerung, körperlich zu wachsen, von der Welt, die er verachtet, nicht loskommt. Seine Trommel bleibt ihm Fluch und Segen zugleich, ein Symbol für seine Kunst, seine Flucht und sein Trauma. Auch nach dem Ende des Krieges und dem Tod seiner beiden mutmaßlichen Väter bleibt Oskar in seiner Rolle als Verweigerer gefangen und landet schließlich in einer Heilanstalt. Dort schreibt er seine Geschichte immer wieder neu, unfähig, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen oder eine Verbindung zur Welt herzustellen.

Der Roman des umstrittenen Nobelpreisträgers Günter Grass, gilt bis heute als Meilenstein der deutschen Nachkriegsliteratur. Regisseur Oliver Reese erzählt die Geschichte in einer ganz auf die Perspektive der Hauptfigur zugeschnitten Fassung.

Das Berliner Ensemble

Das Berliner Ensemble verfügt über drei Spielstätten direkt im BE-Quartier am Schiffbauerdamm: Das Große Haus, das Neue Haus sowie den Werkraum. Die Abteilung „Einblicke“ bespielt seit der Spielzeit 2023/24 das Gartenhaus im Innenhof.

Das Haupthaus des Berliner Ensembles, heute „Großes Haus“, wurde vom Architekten Heinrich Seeling im neobarocken Stil erbaut. Am 19. November 1892 eröffnete es als „Neues Theater“. In seiner langen Geschichte standen dem neobarocken Hauptgebäude bis 2019 nur Provisorien zur Seite. Nach einer Kernsanierung eröffneten in der Spielzeit 2019/20 mit dem Neuen Haus und dem Werkraum in einem ehemaligen Proben- und Werkstättengebäude im Innenhof zwei zusätzliche Spielstätten, die einen zeitgemäßen Theaterbetrieb in verschiedenen Formaten ermöglichen und das BE-Quartier komplettieren.

Mehr Informationen zum Berliner Ensemble und der Aufführung „Die Blechtrommel“ finden Sie hier.